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AutorenbildJule Sigi

Corona Hund/Hund Corona ... besorgter Blick in die Zukunft

Heute ist es soweit, ich setze endlich um, was mir schon so lange im Kopf umher schwirrt. Ich schreibe meinen ersten Blog! Inspiriert durch meine ständigen Gedanken und natürlich auch von Freunden und Kunden angehalten, mal etwas medialer zu werden, ist dies zumindest die Form, die mir am Besten gefällt, um Wissen und Gedanken rund um das Thema Hund zu verteilen. Vorsicht, es könnten lang werden oder nein, das wird es ganz bestimmt.

Wer mich persönlich kennt, der weiß dass ich nicht der Typ für Youtube und irgendwelche Videos zum Selbstdarstellen bin oder für Trainingsstunden über Zoom oder endlos lange Chats und deswegen wird es diese Dinge auch in Zeiten von Corona nicht von mir zu sehen geben. Persönlicher Kontakt steht bei mir absolut an erster Stelle. Das mag vielleicht an meinem generell individuellen Angeboten für meine Kunden liegen, denn für mich ist ein Hundetraining nicht so oberflächlich zu verallgemeinern, daher hätte ich sogar ein schlechtes Gewissen, Geld zu nehmen für Dinge die es so in jedem zweiten Youtube Video zu sehen gibt, ob nun fragwürdig oder nicht. Meine Angebote sind immer sehr individuell und persönlich gestaltet, mit Schwerpunkt auf alle beteiligten Individuen, dem jeweiligen Hund und dem Menschen. Was hat das nun mit Corona zu tun, außer der vermehrten Freizeit durch den Lock Down und dem gleichzeitigen Verbot zur Ausführung meines Trainingsangebotes, wodurch ich nun die Zeit habe, mich dem Schreiben eines Blogs zu widmen? Wenn man mit Herzblut der Berufung des Hundetrainers (ich persönlich nenne es anderes, aber dies vielleicht in einem nächsten Blog) folgt, dann ist man täglich auch mit einem etwas anderen Blick auf den Straße unterwegs und es fallen einem die unendlich vielen neuen Welpen, die gerade unterwegs sind, auf. Während der normale Bürger einfach nur bemerkt, wie niedlich doch all diese kleinen Fellknäule sind und sich einfach nur an deren tapsigen Anblick erfreut, denn allzu viel zum erfreuen gibt es ja Dank Corona im Moment auch nicht, denke ich hier natürlich in eine ganze andere Richtung. Generell ist die aktuelle Jahreszeit ja eher dafür bekannt, das man sehr wenige Hundebegegnungen draußen hat. Gerade wenn man individuelle Einzeltrainings gibt mit Hunden und Menschen, die Probleme mit Hundebegnungen haben, fiel einem gerade dieses Phänomen in den letzten vergangenen Wintern immer wieder auf. Wie sollte man das üben, wenn man niemandem unterwegs begegnete? Was machen all die Leute mit ihren Hunden im Winter? Pünktlich zum Frühlingsbeginn und besseren Wetter waren sie dann alle plötzlich wieder da! Und jetzt? Egal ob Matschwetter, Eisregen, Schnee, Minusgrade... Leute mit Hunden. Hunde die man vorher in der Gegend noch nie gesehen hatte, natürlich ein großer Teil von ihnen noch Welpen! Grundsätzlich kann ich natürlich jeden Menschen verstehen, der sein Leben mit einem solchen vierbeinigen befellten Freund teilen möchte und grundsätzlich bietet sich für den Beginn eines solchen gemeinsamen Lebens die Wahl auf einen Zeitpunkt, in der man ausreichend Freizeit hat, wirklich gut an. Dies ist besonders während den Corona Lock Downs gegeben und das über die Länge eines normalen Urlaubs hin aus, aber was passiert danach? In meinen vielen Jahren als Hundetrainerin habe ich ja schon Vieles erlebt, von sehr genügsamen Welpen bis hin zum Teufel in Person und absolut überforderten Menschen schon in den ersten Wochen bzw. ein paar Tage nach Einzug des neuen Familienmitglieds. Hund ist eben nicht gleich Hund und egal in welchem Pelz er steckt, sie alle sind kleine Individuen mit eigenen Ideen, eigenen Charakteren und eigenen Bedürfnissen und dies sollte man sich vor dem Einzug eines Hundes immer bewusst machen. Nun möchte ich nicht behaupten, dass jeder, der sich in Zeiten von Corona aus lauter Langerweile einen Hund anschafft, sich vorher darüber keine Gedanken gemacht hat. Es gibt natürlich auch die Fälle, in denen der Gedanke schon lange da war, sich gut darüber informiert wurde und es eben dann jetzt passt, weil zumindest für die Welpenzeit, die eben doch zeitintensiver ist, genügend Zeit ist und sich auch für die Zeit nach Corona, in der idealer Weise alles so ist wie vorher, ein reeller Plan für die Betreuung des Hundes vorhanden ist. Wie lange muss der Hund dann allein Zuhause bleiben? Hat man das bis dahin dem Hund auch vernünftig beigebracht oder es schlichtweg einfach überhaupt nicht geübt, weil ja während Corona immer jemand Zuhause war? Habe ich eine Alternative, wie Großeltern, Hundesitter und bei Bedarf auch eine Urlaubsbetreuung? Dies wird sicherlich oder hoffentlich in den meisten Fällen bedacht worden sein... Nein, wahrscheinlich nicht! Bei vielen wird das Erwachen spätestens dann kommen, wenn der Hund in die Pubertät kommt, denn dann macht sich auch die fehlenden Welpenschule bemerkbar, die ja zeitweise beim Lock Down in vielen Bundesländern nicht statt finden durfte und aktuell auch noch nicht darf, so auch hier in Schleswig Holstein. Dann entwächst der süße Welpe den Kinderschuhen und entwickelt seine rassetypischen Eigenschaften mehr und mehr und der Mensch ist erstaunt, dass der Hund plötzlich Verhaltensweisen zeigt, die als Welpe noch nicht da waren. Eventuell kommen dann die ersten Zweifel, ob die Wahl des Hundes die richtige war! Schliesslich wollte man die paar Euro sparen, um sich hier professionell beraten zu lassen. Spätestens hier kommen dann viele Menschen an einen Punkt, an dem die Entscheidung gefällt wird für den weiteren Weg. Dieser kann erfahrungsgemäß ganz unterschiedlich aussehen, oft ist er aber weder für Mensch noch Hund der "Richtige"! In den meisten Fällen ist mit Hilfe eines guten Hundetrainers, mit viel Mühe und Arbeit, die "Kuh" noch vom Eis zu holen und ein gemeinsames entspanntes Leben wird möglich. Zu bedenken hier bei ist allerdings, dass dieser Weg viel Zeit und auch Geld kostet, welches beides vorhanden sein muss und man bereit sein muss, dieses auch zu investieren. In einigen Fällen stellt sich schlichtweg heraus, dass Hund und Mensch einfach nicht zusammen passen, der Hund ganz andere Bedürfnisse hat, als die, die ihm im vorhandenen Zuhause geboten werden könnten, die persönlichen Möglichkeiten des Menschen einfach für diesen speziellen Hund nicht ausreichend sind und es dann vielleicht sogar die beste Entscheidung ist, für diesen Hund ein passendes neues Zuhause zu suchen. Dies sollte allerdings ohne professionelle Beurteilung nie ein Freifahrtsschein sein, seinen Hund einfach mal eben weg zu geben, weil es anders läuft als erwartet. Alles dies sind Ergebnisse dessen, wenn man das Pferd versucht von hinten aufzuzäumen und den zweiten Schritt vor dem ersten macht. Das ist allerdings kein Phänomen, welches durch Corona auftritt, sondern ein allgemeines Problem der Gesellschaft, sich etwas kaufen zu können, wenn es einem danach begehrt. Das Problem während des Lock Downs und den Einschränkungen durch Corona bezieht sich einfach auf die Vielzahl der Welpen- und Hundekäufe in dieser Zeit und den dann geballt auftretenden, zu erwartenden Problemen, die auch viele Tierheime sorgenvoll in die Zukunft schauen lassen, zu Recht!

Ein Beispiel aus dem Alltag, stellvertretend für viele andere solcher Begegnungen in den letzten Monaten: Wie so viele anderen Menschen auch, kam Frau K. (Name geändert) auf die Idee sich einen Welpen anzuschaffen, man hätte ja jetzt Zeit dazu. Während es vor Corona im Internet nur so vor Welpenangeboten wimmelte und ich mich immer fragte, wo diese unzähligen Welpen wohl alle bleiben mögen, gestaltet sich die Welpensuche zurzeit eher wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Frau K. hatte dann schliesslich, nach eigener Aussage Glück und konnte noch einen Welpen bekommen, dessen Abholung sie auch ungeduldig entgegenfieberte. Nun stand Frau K. mit ihrem neuen Welpen da, dessen Namen sie sich schon lange im Voraus überlegt hatte, in ihrem Zuhause und dieser hatte vor allem Angst und fing auch recht schnell an, alles anzuknurren und zu verbellen. Auf meine Frage hin, was es denn nun für ein Welpe sei, denn dies war dem kleinen Kerl nicht mal als guter Hundekenner anzusehen, stellte sich heraus, dass dieser Welpe ein Mix aus Belgischem Schäferhund und Harzer Fuchs sei und die Welpen sehr isoliert aufgewachsen sind.... ABER man sei ja froh überhaupt einen Welpen bekommen zu haben! Auf meine Frage daraufhin, ob sich denn vorher schon einmal über diese Rassen informiert wurde, kam dann ein deutliches und schnelles "Nein!" Als weitere wichtige Info war es dann auch der erste Hund und anstatt sich eines Einzeltrainings anzunehmen, bekam ich dann die Info, man hätte sich Fachliteratur gekauft. Bei der zweiten Begegnung bellte dieser Welpe immer noch alles an, was ihm unheimlich erschien, was nach einer isolierten Aufzucht verständlicher Weise sehr viel war. Der Hund allein gelassen an einer meterlangen Schleppleine und wenn eine Reaktion darauf kam, dann war es beruhigendes Streicheln. (Wer sich hier fragt, wo der Fehler liegt und warum die ganze Geschichte an sich große Besorgnis auslöst, für den wäre vielleicht ein individuelles Einzeltraining auch eine gute Investition.)

Diese und noch viele, aus Hundetrainer-Sicht, gruseligen und besorgniserregenden Erlebnisse häufen sich jede Woche und natürlich könnte man mit etwas Geschäftssinn diese ganze Entwicklung auch positiv sehen, wenn denn dies die einzige Motivation zur Ausübung dieses Berufs ist und eben nicht Berufung! Ich sehe jedenfalls die Ausübung in diesem Tätigkeitsbereich (Coaching für Menschen mit Hund... übrigens das Thema meines nächstens Blogs) als eine Berufung mit sehr viel Verantwortung und zwar auch im Bereich des Tierschutzes und mit der Aufgabe, das Leben jedes einzelnen Hundes, welcher zur mir ins Training kommt, so artgerecht wie möglich zu formen und zwar in dem ich es den dazugehörigen Menschen lehre und sie nicht von mir abhängig mache!





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