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... unsere gemeinsamen Tage sind gezählt!

  • Autorenbild: Jule Sigi
    Jule Sigi
  • 18. Jan.
  • 10 Min. Lesezeit

Heute schreibe ich einfach einmal drauf los und schaue, wohin mich diese Thematik leitet, aber eigentlich habe ich schon etwas im Kopf oder viel mehr auf der Seele. Oft ist ein Blog ja so etwas wie ein Tagebuch, vielleicht etwas unpersönlicher, aber ich glaube, dieser hier wird wahrscheinlich eher das Gegenteil. Die Überschrift habe ich im Laufe der ersten Zeilen mittlerweile schon verändert, denn aufgrund meiner persönlichen aktuellen Situation scheinen einige Gedanken von mir mit der Welt geteilt werden zu wollen, oder zumindest mit ein paar anderen Hundehaltern. Das Hundetrainer/innen auch nur normale Menschen und Hundehalter sind privat, sollte ich vielleicht an dieser Stelle noch einmal explizit erwähnen. Ein Gas-Wasserinstallateur schraubt ja auch nicht den ganzen Tag an irgendwelchen Wasserleitungen etc. und auch ein Bäcker backt nicht 24 Stunden am Tag... diese Liste könnte ich natürlich jetzt endlos weiter führen, aber ich glaube es ist verständlich, auf was ich an dieser Stelle hinaus möchte. Wir haben nun Mitte Januar 2025 und hätte mich jemand Anfang Herbst 2024 nach dieser Zeit gefragt, dann wäre meine Welt gerade noch genauso "in Ordnung" wie zu dieser Zeit. Aber unverhofft kommt oft! Was ganz sicher auch ganz oft gut und positiv sein kann, aber manchmal tut es auch einfach nur weh! Genau genommen war es ehrlich gesagt gar nicht so unverhofft, denn in meinem Kopf habe ich mich doch schon länger mit dem Unumgänglichen beschäftigt und ich dachte tatsächlich, ich wäre darauf vorbereitet, wie auch immer man sich auf solche Dinge auch vorbereiten kann. Schließlich waren meine Worte und Gedanken letzten Sommer bei der Gartenarbeit, die ich an meine beiden alten Rüden richtete: "Ja geniesst die Wärme der Sonne noch so richtig... wahrscheinlich ist es Euer letzter Sommer!" als diese genüsslich auf dem Rasen oder der Terrasse meines Gartens in der Sonne schliefen. Das mag man vielleicht für "böse" halten, aber da beide nun 15 Jahre und älter waren, man dies auch zunehmend merkte, war dieser rationale Gedanke nichts weiter, als sich innerlich langsam mit den Abschied der anzufreunden. Spoileralarm: Wir sind bis heute keine Freunde! UND:

Was auch nicht ansatzweise funktioniert hat, oder doch? Mir fehlt natürlich der Vergleich zu der Situation, wie sie letztlich gewesen wäre, wenn ich diesen Gedanken bis zum Schluss verdrängt hätte. Zudem bin ich ein Mensch, der sich natürlich der Endlichkeit von Allem bewusst ist, was zur Folge hat, dass man den einen oder anderen (gemeinsamen) Moment vielleicht mehr schätzt und genießt. Warum ich dies hier schreibe? Als Selbsthilfe, zur Verarbeitung, als Hilfe für andere vor oder nach diesen schwierigen Ereignissen... keine Ahnung, es fühlt sich auf jeden Fall richtig und gut an und niemand zwingt Euch, das hier zu lesen.

Wir haben Oktober 2024 und ich komme nach ca. 17 Tagen Schottlandrundreise mit meiner Hündin und mit vielen neuen tollen Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck gut gelaunt und etwas kaputt nach Hause zurück. Dieses Mal, zum zweiten Mal, hatte ich nur einen Hund mit auf die Reise genommen. Schnaps, der Älteste im Bunde, war nur einmal mit im Urlaub, denn seins war das so ganz und gar nicht. Er war eher so das Modell "Authist" alles schön vorhersehbar und vertraut. Ein Roadtrip mit vielen verschiedenen Veränderungen war gar nicht nach seinem Geschmack. Wir haben das einmal versucht und fest gestellt, dass wir niemandem damit einen Gefallen tun, weder uns noch ihm, wenn wir ihn ein weiteres Mal durch die Weltgeschichte transportieren. Also blieb er während der Urlaube einfach Zuhause bei meinem erwachsenen Sohn, bei dem er sich ohnehin am Wohlsten fühlte und dessen Zimmer er vor Jahren einfach für seins auserkoren hatte. Dies war sein Wohnfühlort, an den er sich vermehrt mit zunehmenden Alter zurück zog, wenn er seine Ruhe haben wollte und es ihm hier im "Hundepensionsalltag" einfach zu viel wurde. Beni, der zweite Seniorrüde, begleitete mich das letzte Mal mit auf meinen erstem Roadtrip allein durch Schottland im Spätsommer 2022 zusammen mit meiner Hündin Ragna. Hier war er schon über 12 Jahre alt und hatte schon ein paar Reisen zusammen mit uns unternommen. Er war immer sehr genügsam und für einen Jagdterrier wirklich unkompliziert. Wir hatten eine wirklich schöne und intensive Zeit und während dieser Reise wurde mir schon bewusst, dass es wohl die letzte gemeinsame Reise sein würde, da seine Fitness auch hier schon deutlich nachließ und wir natürlich in einem Land wie Schottland viel in der wilden Natur unterwegs waren und an Stränden, was für einen Senior wirklich schon anstrengend war. So kam es dann, dass er ebenfalls, mit Schnaps zusammen, im Jahr 2023 und 2024 im vertrauten Zuhause blieb. Anders als Schnaps, der froh war, wenn man ihn dort einfach sein Leben genießen lies, fand Beni das wenig erfreulich. Er war immer gern überall dabei und unterwegs und an die "Vernunft" konnte man hier natürlich auch nicht appellieren. Er hätte sich für mich auch auf drei Beinen durch die schottischen Highlands geschleppt. Umso fröhlicher war er, als wir dann am 06.10.2024 wieder Zuhause ankamen. Oft fällt einem im Alltag gar nicht auf, wie so ein Hund neben einem altert, weil das ja nicht plötzlich passiert und die Veränderungen langsam und leise kommen. Natürlich war mir der Unterschied bewusst, zu den jungen und kräftigen Hunden, die sie beide Mal waren, aber so richtig hab ich es dann tatsächlich gesehen, als ich nach diesen 17 Tagen Urlaub, mit meiner zu der Zeit zwar auch schon 9 jährigen, aber noch richtig fitten und agilen Hündin zurück nach Hause kam. Hier wurde mir dann schnell bewusst, dass die gemeinsamen Tage wirklich mehr als gezählt waren.

In den darauf folgenden sechs Wochen wurden diese Gedanken aufgrund der tatsächlichen körperlichen Gegebenheiten der beiden Rüden sehr laut. Bis dann Schnaps endgültig aufhörte zu fressen und sich dann anfing aus unserem Leben zu verabschieden. Er suchte in den letzten Tagen einfach nur nach Nähe und wollte, verständlicher Weise, nicht allein sein. Und trotz dessen, was da auf uns zu kam, versuchte ich für ihn so zu sein wie immer. Er war schon immer ein unsicherer Hund, der schnell unruhig wurde. Das war es nicht, was er in diesem Moment brauchte. So lag ich mit ihm die letzten zwei Tage fast nur noch gemeinsam auf dem Sofa unter einer Decke, denn das liebte er. Wir haben einfach gar nichts getan.... bis er dann am 20.11.2024 gegen 20:30 Uhr seinen letzten Atemzug nahm.... und die (meine) Welt (für einen viel zu kurzen) Moment still stand. Was sie natürlich leider nicht tat und es irgendwie unverständlich scheint, dass diese sich tatsächlich einfach unverändert weiterdreht, als wäre nichts passiert. Ungeachtet dessen, welcher Schmerz sich gerade in Dir breit macht und wieviel Kraft es Dich kostet, einfach auch nur am nächsten Morgen wieder aufzustehen.... als wäre nichts passiert.

Nachdem sich am nächsten Tag Ragna und Beni noch verabschieden konnten, was beide auf ihre eigene, doch unerwartete Weise taten, beerdigten wir Schnaps. Zum Glück gab es bis dahin keinen Bodenfrost... auch Gedanken, die man in solchen Momenten hat und wie falsch fühlt es sich an Erde auf seinen geliebten Hund zu schaufeln. Ragna, die eigentlich eine viel engere Bindung zu Schnaps zu haben schien, mied ihn während der letzten Tage schon mit hängenden Ohren. Vor ein paar wenigen Wochen forderte sie ihn noch ein letztes Mal zum Spiel auf. Er war schließlich auch Teil ihres bisherigen Lebens hier und schon da, als sie im März 2015 mit gerade mal neun Wochen bei uns einzog. Beni kam dann erst zwei Jahre später mit knapp 7 Jahren aus dem Tierschutz zu uns. Er und Schnaps haben sich soweit gut verstanden, es gab nie Stress zwischen beiden, aber auf die alten Tage haben sie sich eher verhalten wie Statler und Waldorf aus der Muppetshow, sie waren überall dabei, mussten alles auf eine teilweise mürrische Weise kommentieren und taten so, als würden sie sich nicht besonders gut leiden können, was sie anscheinend aber doch taten. Gebettet unter einer Decke in seinem Korb verbrachte Schnaps seine letzte Nacht natürlich noch im Haus, und während Beni Schnaps nie gern direkt mit Körperkontakt in seiner Nähe hatte, was er auch deutlich mit knurren oder Zähne zeigen kund tat, kletterte der selbst schon sehr klapprige Beni zu dem toten Schnaps IN den Korb und legte sich dazu! Hier blieb er dann für eine lange Weile liegen. Ragna schnupperte nur kurz und nahm dann wieder Abstand. Nachdem Schnaps beerdigt war, gab es dann einen neuen Alltag mit nur zwei eigenen Hunden und mehr freie Zeit. Da Schnaps schon eine Weile inkontinent war, drinnen Rüdenwindeln trug, die regelmäßig gewechselt werden mussten, er öfter raus musste, als die anderen am Tag, lautstark forderte, dass man ihn entweder aus seinem Zimmer raus oder wieder rein lassen solle, fehlte plötzlich doch erheblich etwas. Es wurde leiser und auch seine schelmische und bis zum Schluss welpenhaft tapsige Art, die immer gute Laune, die das Haus ausfüllte, war plötzlich wag... Kommentare von (ich nenne diese Menschen bewusst nicht Freunde) Bekannten, wie: "Du hast ja noch zwei andere!" oder "Na wann holst Du Dir denn einen Neuen!" waren während der Zeit nicht gerade hilfreich. Wer sowas denkt oder sogar sagt, der kann auch seinen Partner und seine Kinder austauschen! Die Wochen zogen ins Land, weniger als ich gedacht hatte, und man lernte mit dem Verlust zu leben, auch wenn natürlich immer noch etwas fehlte. In der Zwischenzeit war ich mit Beni schon zwei mal beim Tierarzt, weil sich auch hier das Unausweichliche, eher schneller als langsam, anbahnte. Es wurde immer deutlicher, dass auch unsere gemeinsamen Tage gezählt sind, und ich mir gerne noch ein wenig Pause bis zum nächsten Verlust gewünscht hätte. Allerdings gibt es für solche Abschiede nie einen guten Zeitpunkt. Als Beni dann am 22.12.2024 morgens um 4 Uhr seinen ersten Krampfanfall bekam, nachdem er wirklich sichtlich verwirrt und sich über den Vormittag nur langsam erholte, musste ich mich hier tatsächlich relativ schnell entscheiden. Anders als Schnaps fraß er mit großem Appetit, bis zum letzten Morgen, war aber absolut nicht mehr mobil und zunehmend kraftloser. Irgendwie schien er nach diesem Anfall schon nicht mehr ganz auf dieser Welt zu sein. Er war eigentlich immer ansprechbar und sofort da und gut gelaunt. Den Rest dieses Tages schlief er eigentlich nur noch, noch mehr als sonst, wenn ich ihn nicht in den Garten setzte zum pipi machen. In der Nacht zum 23.12. entschied ich mich dann, dass ich den Tierarzt am nächsten Morgen anrufe und ihn zu uns bestelle. Ich hatte das bei unserem letzten Besuch dort schon besprochen. Diese Entscheidung hat mich Stunden gekostet in dieser Nacht und wurde tatsächlich rational von mir entschieden, denn emotional hätte ich das gar nicht gekonnt. Beni war nicht mehr Beni und er nahm nicht mehr am Leben teil. Der Anruf an diesem Morgen war tatsächlich der schwerste, den ich jemals tätigen musste und es brauchte seine Zeit, um diese Worte verständlich formulieren zu können. Schließlich war das so etwas wie ein "Auftragsmord" und man bestimmte, ein Leben zu beenden und wer bin ich, um das zu entscheiden? Oder: Habe ich die Verantwortung, dem Hund auf seinem letzten Weg an seiner Seite zu sein und offensichtlich weiteren Schmerzen und Stress zu verhindern? Denn das Endergebnis war unveränderbar, seine Zeit hier war abgelaufen! Am 23.12.2024 um ca. 13 Uhr ließ Beni bei seinem letzten Atemzug ganz friedlich seinen Kopf in meine Hand sinken, vor unserem Weihnachtsbaum! An den Rest des Tages kann ich mich nur noch wenig erinnern, außer dass er seinen Platz nehmen Schnaps gefunden hatte und ich stelle mir vor, wie sich beide wieder begegnete und sich auf ihre eigene mürrische Art aufeinander freuten. Ragna suchte morgens an den folgenden Tagen immer nochmal Beni´s Platz ab und ich brauche nicht zu erwähnen WIE ruhig es dann hier war. Beni kam mit ca. 7 Jahren zu uns, eigentlich als Pflegehund und schwer krank und misshandelt. Ich hatte ihn zufällig entdeckt, als ich noch aktiv im Tierschutz arbeitete und er der erste Jagdterrier war, den ich dort zwischen alle den anderen Hunden erblickte. Aufgrund seiner schlechten Gesundheit dauerte es 9 Monate, bis er so fit war, dass er zu uns kommen konnte. Er war trotzdem nur Haut und Kochen zu dem Zeitpunkt und vollkommen verängstigt. Beni war der toleranteste und softeste Jagdterrier, den ich je gesehen hatte, der aber trotzdem mit auf der Jagd war. Nach der Jagd lies er sich gern von Mitjägern einsammeln, statt zu Fuß zu mir zurück zu kommen, wenn er sich nicht bei Jagdende in meiner direkten Umgebung befand. Er liebte es inmitten der vielen streichelnden Hände und alle waren begeistert von ihm, denn das war nicht gerade typisch für den Ruf des Jagdterriers. In den Jahren hier hat er sich zu einem frechen, aber liebenswerten und wunderschönen Hund entwickelt und genauso wie mit Schnaps, gibt es unzählig viele schöne Momente, Erinnerungen, die auf unzähligen Fotos und auch Videos festgehalten wurden... und natürlich in unseren Herzen. Weihnachten und Silvester waren verständlicher Weise, wie noch nie zuvor. Alles braucht seine Zeit und die darf man sich auch nehmen. Nach der Trauer, die natürlich auch zum jetzigen Zeitpunkt noch gegenwärtig ist, übernimmt das Gefühl der Dankbarkeit mehr und mehr die Oberhand. Dankbarkeit darüber, dass nicht jeder Mensch das Glück hat, so viele Tage mit seinen vierbeinigen Freunden verbringen zu dürfen, so viele Tage voller gemeinsamer Erlebnisse und Erinnerungen, aber natürlich auch manchmal Anstrengungen und Nerv und Herausforderungen. Wer Jagdterrier kennt, der weiß vielleicht wovon ich rede und das dann mal 3 kann sich wahrscheinlich auch nicht jeder nervlich leisten :P ... wo wir bei der Dankbarkeit sind für Alles, was ich in der Zeit über diese Hunde und über MICH lernen durfte. Ihr zwei bleibt unvergessen! Nun gibt es nur noch Ragna, mittlerweile 10 Jahre alt, und mich und mehrfach die Frage aus dem Außen, wann und ob ich mir denn einen "neuen" Hund holen werden. Und meine Antwort lautet (zum heutigen Zeitpunkt): "Gar nicht!"

Neben einer kurzen Liste, wenn man das vielleicht mit zwei Pro Punkten überhaupt so nennen kann, für Gründe, die für einen neuen vierbeinigen Fellfreund sprechen würden, gibt es eine noch länge Liste aus meinen aktuellen Standpunkt, die dagegen spricht. Nur den schwerwiegensten möchte ich hier zum Schluss erwähnen: Ragna ist 10 Jahre alt... unsere gemeinsamen (hoffentlich noch zahlreichen) Tage sind gezählt (!) und diese werden wir gemeinsam, so gut und so lange genießen, wie es nur geht, weil sie so kostbar und unwiederbringlich sind!*



*Die Anschaffung eines neuen Hundes, sei es ein schon erwachsener Hund, aus dem Tierschutz, der mir tatsächlich schon angeboten wurde (den ich auch wahnsinnig süss fand) oder auch ein Welpe würden für eine längere Zeit vermehrt Aufmerksamkeit, Arbeit, Training zusätzlich bedeuten. Das wäre Zeit, die ich dann nicht für Ragna hätte, die natürlich auch schon durch den Mehraufwand der beiden Rentnerhunde viel verzichten musste, nicht hätte. Und zudem würde KEIN Hund, den ich dazu nehmen würde, weder für mich noch für Ragna auch nur ansatzweise Beni oder Schnaps ersetzen können!


 
 
 

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